Nachhaltigkeit

Allgemeines

Nachhaltigkeitsverständnis

Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung ARE

Die Schweiz stützt sich auf das Nachhaltigkeitsverständnis der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung («Brundtland-Kommission»), die nachhaltige Entwicklung als eine Entwicklung definierte, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. Dabei wird die Vernetzung von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Vorgängen betont.

Nachhaltige Entwicklung ist für den Bund und die Kantone keine freiwillige Aufgabe. Artikel 2 («Zweck») der Bundesverfassung erklärt die nachhaltige Entwicklung zu einem Staatsziel, und Artikel 73 («Nachhaltigkeit») fordert Bund und Kantone dazu auf, «ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen anderseits» anzustreben. Diese Verfassungsaufträge hat der Bundesrat bisher mittels Strategien für die nachhaltige Entwicklung umgesetzt (1997, 2002, 2008, 2012).

3-Dimensionen-Konzept

Wie die Abbildung 28 zeigt, basiert die Strategie des Bundes auf dem 3-Dimensionen-Konzept.

Die Strategie beinhaltet folgende Aspekte:

  1. Wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Prozesse sind vernetzt. Den Wechselwirkungen zwischen den drei Dimensionen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft ist Rechnung zu tragen.
  2. Nachhaltige Entwicklung bedeutet mehr als Umweltschutz.
  3. Die Auswirkungen des heutigen Handelns auf die Zukunft müssen einberechnet werden (Generationen von heute und morgen).
  4. Der Umwelt- und Ressourcenverbrauch ist unter Wahrung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und des sozialen Zusammenhalts auf ein dauerhaft tragbares Niveau zu senken.
  5. Globale Interdependenzen sind zu berücksichtigen (Nord-Süd-Aspekt).
Abbildung 28: Das 3-Dimensionen-Konzept des Bundes
Abbildung 28: Das 3-Dimensionen-Konzept des Bundes

Sollen Projekte nachhaltig sein, dürfen sie sich bei der Definition der Projektziele nicht auf wirtschaftliche Ziele (Termine, Kosten, Projektergebnis) beschränken, sondern müssen auch die Zielbereiche Gesellschaft und Umwelt einbeziehen. Insofern hat ein erfolgreiches Projektmanagement auch positive Auswirkungen im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung.

Eine Möglichkeit, Projekte auf Auswirkungen in nachhaltigkeitsrelevanten Bereichen zu prüfen, stellt das Instrument der Nachhaltigkeitsbeurteilung (NHB) dar. In dieser können anhand von 15 vom Bundesrat definierten Kriterien erwartete Auswirkungen in den Bereichen Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft abgeschätzt und dargestellt und Varianten verglichen werden.
Für weitere Informationen siehe unter: www.are.admin.ch/nhb .

Spezifisch im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien stehen aus Nachhaltigkeitssicht in einer Lebenszyklusbetrachtung vor allem die Energie- und Ressourceneffizienz (vom Abbau der Rohstoffe bis zum Recycling) sowie die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern im Vordergrund. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Beschaffungswesen durch das Definieren von ökologischen und sozialen Zuschlagskriterien.

Für Informations-Technologien (IT) spielen zusätzlich die langfristige Sicherung der Daten, der Datenschutz und die Datenintegrität sowie der Zugang zu Wissen eine wichtige Rolle (digitale Ressourcen).

Nachhaltigkeit mit HERMES

HERMES als Gesamtprodukt

Die Nachhaltigkeit des Projekts wird mit HERMES unterstützt. Nachfolgend sind die HERMES-Methodenelemente im Hinblick auf Nachhaltigkeitsaspekte beschrieben.

Szenarien und Module

Im Modul Beschaffung werden die Ziele und Anforderungen der Nachhaltigkeit in den Kriterienkatalog für die Beschaffung von Dienstleistungen und Produkten aufgenommen und fliessen in die Bewertung ein.

Phasen und Meilensteine

Wichtig ist die Verankerung von Nachhaltigkeitszielen bei der Definition der strategischen Projektziele. Diese fliessen in der Phase Initialisierung als Vorgabe in das Projekt ein.

  1. Am Ende der Phase Initialisierung wird der Entscheid zur Freigabe des Projekts getroffen. Die Stammorganisation entscheidet gemeinsam mit dem Auftraggeber über die Freigabe. Dabei ist eines der Entscheidungskriterien, wie die Vorgaben und Ziele zur Nachhaltigkeit durch das Projekt erfüllt werden. Nicht nachhaltige Projekte werden dadurch gar nicht erst freigegeben.
  2. Bei jedem Entscheid zur Phasenfreigabe werden die Einhaltung der Vorgaben und die Übereinstimmung des Projekts mit den strategischen Zielen überprüft. Bei der Variantenwahl und bei weiteren Meilensteinen – wie beispielsweise dem Entscheid zur Systemarchitektur – wird die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele als Bewertungskriterium mit berücksichtigt.
Rollen

Die Rollen können mit ihren Kompetenzen und ihrer Verantwortung einen bewussten Umgang mit den Ressourcen fördern. Das dazu nötige Verständnis wird bei den Beteiligten bereits anlässlich der Zieldefinition geschaffen. Entsprechend sind alle Rollen mit ihren Aufgaben massgebend für die Nachhaltigkeit des Projekts.

Auf den Hierarchieebenen Steuerung und Führung sind die folgenden Rollen besonders relevant in Bezug auf Nachhaltigkeitsziele:

  1. Auftraggeber
    1. Legt die Ziele in Übereinstimmung mit der Strategie und den Vorgaben zur Nachhaltigkeit fest
    2. Priorisiert die Ziele und bereinigt Zielkonflikte
    3. Überprüft die Umsetzung der Vorgaben und die Zielerreichung regelmässig
    4. Stellt den Einbezug der Stakeholder mit ihren Ansprüchen sicher
    5. Stellt die langfristig benötigten Ressourcen für den Betrieb sicher
  2. Projektleiter
    1. Verankert das Bewusstsein zur Nachhaltigkeit im Projekt
    2. Berücksichtigt bei Entscheiden die Nachhaltigkeitskriterien
    3. Stellt den schonenden Umgang mit Ressourcen sicher
    4. Stellt bei der Rollenbesetzung sicher, dass die Fachspezialisten über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, und schliesst vorhandene Fähigkeitslücken
    5. Berücksichtigt die Interessen der Stakeholder

Auf der Hierarchieebene Ausführung sind die folgenden Rollen besonders mit der Nachhaltigkeit befasst:

  1. Business Analyst
    1. Ermittelt die Vorgaben der Stammorganisation bezüglich der Nachhaltigkeit
    2. Unterstützt den Auftraggeber bei der Definition der Nachhaltigkeitsziele
    3. Stellt sicher, dass bei der Anforderungsdefinition die Anforderungen aus Sicht der Nachhaltigkeit erhoben werden
    4. Nimmt eine werteorientierte Priorisierung der Anforderungen vor. In die Bewertung der Anforderungen fliessen die Nachhaltigkeitsziele ein
    5. Bewertet Varianten auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit
  2. Betriebsverantwortlicher
    1. Berücksichtigt die Aspekte der Nachhaltigkeit bei der Anforderungsdefinition aus Sicht des Betriebs
    2. Berücksichtigt die Aspekte der Nachhaltigkeit bei der Erstellung des Betriebskonzepts
    3. Stellt einen nachhaltigen Betrieb sicher

In der Stammorganisation befassen sich die folgenden Rollengruppen besonders mit der Nachhaltigkeit:

  1. Controlling- und Vorgabestellen
    1. Beurteilen die Einhaltung der Vorgaben und die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele
    2. Prüfen in IT-Projekten die IT-Architektur. Homogene IT-Architekturen sollen ermöglichen, den Betrieb und die Weiterentwicklung langfristig zu sichern
  2. Leitung
    1. Priorisiert die Projekte im Projektportfolio auch mittels Kriterien, die die Nachhaltigkeit berücksichtigen
    2. Prüft, ob die Vorgaben und Ziele der Nachhaltigkeit mit dem Projekt realistisch erreicht werden können
Aufgaben

Mehrere Aufgaben unterstützen die Nachhaltigkeit im Projekt konkret, beispielsweise:

  1. die Entscheidungsaufgaben zu Projektfreigabe, Phasenfreigabe und Projektabschluss
  2. die Aufgabe Entscheid zur Variantenwahl treffen
  3. die Aufgabe Entscheid zur Systemarchitektur treffen
  4. die Aufgabe Leistungen vereinbaren und steuern
  5. die Aufgabe Stakeholdermanagement und Kommunikation führen
  6. die Aufgaben des Modules Beschaffung
Ergebnisse

Im Projekt werden alle Ergebnisse erarbeitet, die für einen nachhaltigen Betrieb benötigt werden. Dazu gehören die Organisation mit den Prozessen sowie die Ergebnisse für Wartung und Weiterentwicklung mit Anwendungshandbuch, Betriebshandbuch, Systemarchitektur und Detailspezifikation. Für die Weiterentwicklung nach Projektabschluss werden Testinfrastruktur und Testhilfsmittel vom Projekt an die Stammorganisation übergeben.

Die folgenden Ergebnisse unterstützen die Nachhaltigkeit bei Entscheiden:

  1. Studie
    Beurteilungskriterium für die Variantenwahl
  2. Lastenheft
    Evaluationskriterium für Bewertung der Lösung und Bewertung der Anbieter
  3. Checkliste
    Qualitätssicherungskriterium im Entscheidungsprozess